Die Geburt der Schiefer

Die Geburt der Schiefer

Sedimente im tropischen Ur-Ozean

Die Landmasse, aus der einmal Europe werden sollte, löste sich von ca. 700 Millionen Jahren von der Antarktis und triftete langsam nach Norden. Vor 400 Millionen Jahren, im Zeitalter Devon, machte sie sich daran, den Äquator zu überqueren. In tropischer Hitze und Feuchtigkeit wurde der Eisengehalt der Böden zu rötlichem Hämatit oxidiert. Die Geologen sprechen daher vom Old-Red-Kontinent. Wind und Wetter schwemmten die rote Erde ins Meer. Die Ablagerungen an der südlichen Meeresküste wurden zusätzlich geprägt durch Anschwemmungen aus dem Meer selbst - teilweise vulkanischen Ursprungs.  Es sollten fast 14 Millionen Jahre vergehen, bis der teilweise 12 km tiefe Rheinische Trog - nach einigen Senkungen und Hebungen - mit Sedimenten aufgefüllt war: Schlammige Ursuppe des Rheinischen Schiefergebirges.


Im Karbon, vor 325 Millionen Jahren, kollidierte der » Old Red« mit dem ihm auf seiner Reise nach Norden mit einer höheren Geschwindigkeit gefolgten Kontinent Gondwana. Mit unvorstellbarem Druck wurde der Uferschlick zu Schiefer verdichtet. In den tonhaltigeren Sedimenten konnten die aluminium-, natrium- und siliziumhaltigen Moleküle dem Druck nachgeben  und sich "ordentlich" ausrichten. Glatte Schiefer (Schultafeln) waren das Ergebnis. Und dort, wo größere Mengen Plankton vorhanden waren, entstanden ölige Tonschiefer. Die sandigeren Ablagerungen, hauptsächlich kalk- und hämatithaltige Silikate, konnten sich durch ihre Kristallstruktur nicht groß verändern. Sie wurden daher weit weniger »geschiefert«. Dort,  wo der Druck am größten war, wurden die Silikate flüssig. Sie sind  heute als quarzitische Einschlüsse im rauen Schiefer erkennbar.


Die im sauerstoffhaltigen Uferbereich lebenden Pflanzen und Tiere wurden in den Schiefer eingebacken. Die Kalkreste färben die Felsen grau - und in vielen Steinen finden wir noch heute Farne und Muscheln als Fossilien. 


Gondwana fiel nicht vom Himmel, sondern schob sich langsam gegen die Küste. Bei der Kollision wurden daher die Sedimente teilweise verschoben und verdreht. Auch in weiteren Jahrmillionen wirkten tektonische Kräfte auf die Schiefer - die bis heute durch den Vulkanismus noch nicht gänzlich zur Ruhe gekommen sind.


Als die Mosel vor ca. 800.000 Jahren damit begann, sich ihr Tal zu graben, hatten sich die Felsen der Terrassenmosel teilweise um bis zu 135° gedreht. Bei einer Mächtigkeit der einzelnen Schichten von oft nur wenigen hundert Metern, fließt die Mosel heute durch eine Vielfalt unterschiedlicher Formationen. Sie verschwinden und wiederholen sich durch das Mäandrieren des Flusses,  oft schon nach wenigen Flusskilometern. Wissenschaftlich korrekt werden sie wie folgt definiert: System Devon, Serie Unterdevon. Die bei uns anstehenden Felsen entstanden im Emsium am Ende des Unterdevons vor 410 bis 392 Millionen Jahren. 

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